Afrika 2021 Reise

18. Rallyetag – Horrortrip Grenzübergang nach Mali

29. Juli 2022
Zerstörter Felix Mayr in Blechhütte
Vorheriger Artikel
Nächster Artikel

Am Morgen des 23. Mai 2022 starteten wir wieder gegen 8 Uhr morgens. Da am Abend davor mit der Reparatur von Claudias Auto abgebrochen wurde weil sich heraussstellte das die Sache vermutlich etwas länger dauern wird, wurde beschlossen das Claudia erst mal hier in Selibabi bleibt und wir schon mal ohne sie weiter fuhren. Denn langsam drängte auch irgendwie die Zeit. Der Plan war, das Momo uns in den Senegal bringt und anschließend zurückkehrt um mit Claudia weiter zu reisen.

Hier gings lang:

Leider fehlt der Teil vom Grenzübergang Melga bis Kayes. Ich habe diesen Teil dann nachträglich ergänzt. Es ist aber nur ein ungefährer Verlauf da ich den nur vermuten kann.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von umap.openstreetmap.fr zu laden.

Inhalt laden

Vollbildanzeige

Download GPX Datei:

Momo hatte dann mittlerweile über seine guten Kontakte eines der besten Hotels in der Stadt ausfindig gemacht (dort steigen normalerweise nur hochrangige Militärs und Beamten ab). Dort brachten wir Claudia hin, damit sie während der Zeit als wir mit Momo unterwegs waren ihre Ruhe hatte. Das Auto von Claudia haben wir am Abend vorher wieder zurück in den Hotelparkplatz geschleppt und am Morgen wieder in die Werkstatt gebracht damit der kaputte Kabelstrang repariert werden kann.

Der ursprüngliche Plan an dieser Stelle (hier in Selibabi) war den von Momo präferierten Grenzübergang direkt in den Senegal zu nehmen (durch den Fluß). Aber daraus wurde nichts, da dieser Grenzübergang angeblich wegen Corona gesperrt war (an dieser Stelle bin ich mir nicht mehr ganz sicher ob das alles mit richtigen Dingen zuging). Das hieß wir mussten den Weg über Mali nehmen und über den Grenzübergang Melga nach Kayes fahren. Es bedeutete aber auch das nun ca. 200 km Piste vor uns lagen, denn ab Selibabi gibt es keine Straße mehr. Bereits hier organisierte Momo eine Begleitung durch die mauretanische Polizei bis zur Grenze. Sie eskortierten uns aber nicht, sondern wir wurden per Funk angekündigt und alle 20 km erwartete uns eine Streife und fragte ob alles OK sei.

Es ging also los auf die Piste, welche sich als sehr schön herausstellte. Gut zu fahren, mal Sand, mal Schotter, ein wenig auf und ab durch eine abundzu mit Bäumen bewachsene Wüstenlandschaft. Wie angekündigt wurden wir dann alle Stunde von einer Streife erwartet und entsprechend wieder für die nächste angekündigt. So ging das dahin und es war eigentlich ganz angenehm, abgesehen von der Hitze und dem Staub… Mein Handy machte allerdings durch die Hitze (wieder über 45 Grad) wieder nicht mehr mit, daher habe ich kaum Fotos von der Etappe. Und groß Zeit für die große Kamera hatte ich leider nicht. 🙁

Nachdem wir bereits ca. 2-3 Stunden unterwegs waren gabelte sich der Weg wieder einmal (wie es auf so Pisten öfter vorkommt, die Wege dann aber alle wieder zusammenlaufen). Ich fuhr rechts und der Scholz, der hinter mir war fuhr links. Ich sah ihn noch durch das Gebüsch, aber dann verschwand er. Kurze Zeit später erreichte uns der Funkspruch von ihm, das sein Kühler kocht und er hier steht und nicht mehr weiter kommt. Wir konnten aber aufgrund des Geländes nicht einfach rüberfahren. So mussten wir der Piste weiter folgen, denn umdrehen ging auch schlecht. Es zog sich einige Zeit hin bis wir eine Möglichkeit fanden links abzubiegen und zu schauen wo er ist. Robert und Ferdinand folgten Momo und mir und wir machten uns auf die Suche nach Scholz. So weit kann er ja nicht sein dachten wir. Also fuhren wir die Piste, auf der wir Ihn vermuteten zurück. Weiter, und weiter. Immer noch weiter. Hier muss er doch jetzt dann irgendwo stehen! Gehupt und geschriehen haben wir! Ok, wir fahren nochmal ein Stück zurück, und nochmal. Kein Scholz weit und breit. Gibt es noch eine weitere Piste noch weiter links? Möglicherweise, also Augen offen gehalten. Aber wir fanden nichts. Mittlerweile sind wir sicher schon eine Stunde unterwegs auf der Suche.

Zwischenzeitlich erreichte uns wieder ein weiterer Funkspruch von Scholz, er wäre jetzt vermutlich wieder auf der Hauptpiste, denn hier ist die Piste mit weißen Pfosten markiert. Das war das letzte was wir von ihm hörten.

Auf der Suche nach Scholz
Auf der Suche nach Scholz

Wir fuhren weiter die Piste ab und ich versuchte Momo auf französisch die Pfostenmarkierung zu erklären. War nicht ganz einfach aus einem Baum einen Pfosten zu machen. Irgendwann brachen wir ab, da wir der Meinung war er müsste hier 100% gewesen sein. Wir vermuteten das er inzwischen wieder weiter gefahren ist, da wir ja auch hier keinen einzigen weißen Pfosten entdeckten. Also machten wir uns nun zu dritt auf die Weiterfahrt Richtung Grenze. Nach ca. einer weiteren halben Stunde erreichten wir tatsächlich eine Piste mit weiß markierten Pfosten. Hier muss er also gewesen sein. Aber das ist ja schon wieder eine halbe Ewigkeit her?! Merkwürdig. Es blieb uns aber nichts weiter übrig, wir folgten der Piste und kamen dann auch nochmal durch ein paar kleine Dörfer, bis wir tatsächlich irgendwann wieder auf eine Polizeistreife stoßten. Die pflaumten uns an, was das soll das jetzt hier einer alleine daher kommt und wir jetzt eine Stunde später erst. Es war vereinbart das wir im Konvoi fahren. Es stellte sich raus das Scholz vor geraumer Zeit hier alleine ankam und an der Polizeistation mit den Polizisten auf uns wartete. Als wir an der Polizeistation ankamen gab es natürlich von allen Seiten Ärger. Jeder war angepisst wegen der Situation und jeder schob die Schuld auf den anderen. Scholz gegen die restliche Gruppe. Die Gruppe gegen Scholz. Scholz verteidigte sich dann wieder wegen seinem heißen Motor, die Gruppe dagegen das wir ihn nicht fanden, und so weiter…. Dann noch die Polizei dazwischen die sich darüber aufregte das wir den Konvoi aufgelöst hatten. Geld musste fließen. Denn das war die letzte Polizeistation vor der Grenze. Und was ist mit Scholzs Auto? Müssen wir das hier zurück lassen? Das war die Frage, denn nach der Grenze kommen nochmal über 100 km Piste. Und das mit einem Auto das ständig heiß wird? Keine so gute Idee…

Die ganze Situation war bereits hier ziemlich angespannt, aber das ist noch nicht das Ende vom Lied.

Nach einiger Diskussion ging es dann weiter über die Grenze. Die war ja zu dem Zeitpunkt nicht mehr weit weg. Wir kamen in das Dorf Melga wo wir den mauretanischen Zoll passierten. Dann gings weiter zum malischen Zoll. Dort gab es dann wieder Diskussion denn die Beamten wollten viel Geld von uns. Für Mali hätten wir eigentlich vorab ein Visum beantragen müssen, das wir aber aus genannten Gründen gar nicht hatten. D.h. wir mussten das an der Grenze machen. Und das war richtig teuer! Wir zahlten für das verdammte Visum sage und schreibe 225 € – pro Nase!!! Momo hat das alles organisiert mit unseren Pässen usw. aber es blieb uns nichts anderes über als dieses Geld zu zahlen. Scholz regte sich natürlich darüber mordsmäßig auf, er zahle das nicht usw. Irgendwann gings dann doch. Dann gings weiter zum nächsten Posten, die malische Polizeistation. Momo meinte noch zu mir das wäre ein recht großer Posten und wir müssten aufpassen.

Zoll in Mali
Melga und afrikanische Dörfer

Als wir dann da hin kamen war da eine große Mauer und ein fettes STOP-Schild. Ich war mit Momo vorne dran und der Erste. Erst mal war keiner direkt da, aber die Polizisten lungerten da im Hintergrund irgendwo rum. Wir stiegen aus und checkten die Lage, als dann plötzlich einer auf mich zu kam. Als ich ihn sah dachte ich mir gleich „oh oh das sieht nicht gut aus“. Der Typ der da ankam hatte von vornherein so einen feindlichen Blick auf. Er schnautzte mich dann irgendwie an, was ich nicht verstand. Ich gab ihm zu verstehen das ich nicht verstehe was er sagt während er und seine Leute dann kurz unsere Autos checkten. Aber dann passierte erst mal wenig. Einige Polizisten standen mit ihren Gewehren in der Gegend rum und der Typ schwafelte die ganze Zeit irgendwas. Momo verschwand dann mit ihm in seinem Haus und wir warteten. Es dauerte. Irgendwann kamen Momo und der Typ wieder und gab uns zu verstehen das wir mit den Autos hinter das Haus fahren sollten. Dort war ein großer freier Platz und die Polizisten positionierten sich mit ihren Gewehren in gewissem Abstand um unsere Autos und beobachten uns. Momo meinte nur, das der Typ ein absolutes Arschloch sei, der auf Europäer und insbesondere Deutsche den totalen Hass hatte. Es stellte sich heraus das wir nicht weiter kommen wenn wir dem Typ nicht 50000 CFA geben. Was ca. 75 € sind. Momo diskutierte mit dem Kerl und kam dann zu uns zurück und meinte wir sollten unsere Pässe und unsere Handys abgeben. OK, alles klar… langsam wirds ein wenig spooky. Das ist auch der Grund warum es von Melga bis Kayes keinen GPX Track gibt. Mein Handy musste ich ausschalten und abgeben.

Momo sammelte alle Pässe und Handys ein und gab sie dem Typen. Er verschwand damit in dem Haus und wir standen da und warteten. Die Zeit verging. Irgendwann kam der Typ, der vorher so ein blaues afrikanische Gewand anhatte, mit seinen Leuten in kompletter Militäruniform wieder aus dem Haus. Die Polizisten schleppten ein schweres Stand-MG aus dem Haus und verbauten es auf der Ladefläche des dort stehenden Landcruiser.

Es hieß nun das wir bis Kayes von den Typen eskortiert werden sollen und wir wurden angewiesen mit unseren Autos wieder vor das Haus zu fahren. Ich stand wieder ganz vorne und der Typ setzte mir einen Polizisten/Soldaten mit Maschinengewehr auf den Beifahrersitz. Momo sollte bei Robert mitfahren. Ich sollte den Konvoi anführen während der Typ mit seinen Leuten zuletzt in seinem Landcruiser hinterher fuhr.

Es ging also nach ca. 2 Stunden wieder weiter, aber es war mittlerweile ca. vier Uhr Nachmittag. Und wir hatten noch ca. 100 km Piste vor uns! Ich fuhr also los und versuchte ein gemäßigtes Tempo zu fahren, damit der Konvoi zusammenbleibt. Nach ca. 30 min bekam der Soldat bei mir im Auto einen Anruf auf seinem Handy und er hielt mir das Telefon direkt ans Ohr. Ich antwortete und hörte nur den Typen ins Telefon schreien „GO GO GO GO GO GO!!!!!!!“. Ich bin ihm also zu langsam gefahren und beschleunigte daher nun ordentlich. Denn das war schon das zweit mal des er angerufen hat. Es kam dann wie es kommen musste, der Konvoi zog sich auseinander weil es nun staubte wie verrückt und die hinter uns Fahrenden natürlich nichts mehr sahen und daher Abstand halten mussten. Ich fuhr aber weiter denn ich konnte ja auch nichts machen und verlor die anderen aus dem Blickfeld. Funk ging aber Gottseidank noch. So ging es dann längere Zeit dahin. Abundzu sah ich dann wieder einen der anderen im Rückspiegel, aber irgendwann kam von Ferdinand der Funkspruch er kennt sich nicht mehr aus und weiß nicht mehr wohin. Also warteten wir nun doch einmal und nach einer gefühlten Ewigkeit kam auch Ferdinand an und hinter ihm der Typ mit seinem Landcruiser. Dann gab es wieder Diskussion und mein Beifahrer wurde gewechselt. Aber der war auch nicht schlauer, denn er sollte mir eigentlich den Weg zeigen was er aber nicht tat. Genauso wie der Erste. Die saßen beide nur da und schauten dumm und sprachen auch kein Wort. Mittlerweile dämmerte es und es wurde immer schwieriger den richtigen Weg zu finden, daher wurde auch wieder langsamer gefahren und der Konvoi blieb auch einigermaßen zusammen. Dadurch das es ja auf so einer Piste immer mehrere Wege gibt (die aber alle zum selben Ziel führten) fuhren wir zum Teil auch parallel und überholten uns gegenseitig. Mit der Zeit wurde es dunkel und wir mussten uns echt durch das Gelände kämpfen weil man durch den aufgewirbelten Staub ja noch weniger sah.

Es ist dann auch ein wenig ein komisches Gefühl… hier in Grenznähe im Dunkeln z.T. nicht direkt zusammen mit den anderen durch das schwierige Gelände zu fahren. Der Typ hatte unsere Pässe und unsere Handys! Was hat der eigentlich vor. Denn es ist ja auch nicht klar ob der Kerl nicht mit irgendwelchen Banditen zusammen arbeitet. Da denkt man dann schon nach…

Es ging also im Dunkeln weiter durch wirklich schwieriges Gelände. Claudia hätte hier mit ihrem kaputten Allrad definitiv ein Problem gehabt. Auch mit einem normalen PKW wäre die Piste hier nicht mehr befahrbar gewesen.

Und dann passierte natürlich was passieren musste. Bereits mitten im Dunkeln unterwegs hatte ich einen PLATTEN. Gottseidank waren alle in der Nähe, auch Robert, und es war schnell passiert das wir den Reifen gewechselt hatten. Nur sollte ich jetzt besser nicht noch einen Platten haben.
Das Gelände verändert sich nun ein wenig, denn zuerst war es eigentlich noch recht offen mit einzelen Bäumen dazwischen. Nun standen die Bäume immer dichter und es wurde fast zu einem Art Wald. Außerdem war es sehr uneben und es ging ständig auf und ab, durch kleine Mulden und Gräben wieder über z.T. freiere Flächen natürlich weiterhin mit viel Sand und aber auch Felsen und Steinen.

Irgendwann gegen neun/zehn Uhr abends erreichten wir tatsächlich die Straße die nach Kayes reinführte. Man sammelte sich dort wieder und es wurde diskutiert wie es nun weiter geht. Im Konvoi fuhren wir nun die Straße entland nach Kayes rein und bogen mehrmals ab. Zuerst bis zur Polizeikaserne, dann weiter in eine andere Kaserne, dann wieder weiter und wir fragten uns schon was jetzt eigentlich passiert. Nach weiteren 10 min Fahrt durch die Stadt kamen wir an einer kleinen Polizeistation an und wir wurden angewiesen uns dort vorzustellen. Der Typ übergab dem hießigen Polizeichef unsere Pässe und er gab uns auch unsere Handys wieder zurück. Wir füllten Zettel aus und warteten während der Polizeichef unsere Pässe studierte. Dieser war uns aber wesentlich wohlgesonnener und auch freundlicher als der andere Typ und der mochte den Kerl scheinbar auch nicht da er ihn anbrüllte und fort jagte. Es hieß dann wir sollten draußen vor der Polizeistation warten. Dort war so ein überdachter Bereich mit Tischen und Bänken in welchem Polizisten und andere Leute vor einem Fernseher rumgammelten. Wir taten es ihnen gleich und warteten in der Hoffnung wir würden jetzt dann gleich unsere Pässe wieder zurück bekommen. Gegen elf, halb zwölf dann gaben wir auf. Da kommt heute keiner mehr, der Polizeichef ist nach Hause gegangen. Also mussten wir bis morgen warten.

Die anderen schliefen im Sitzen auf dem Sitz ein weil sie alle so fertig waren, was mir aber irgendwie auch heute noch nicht ganz einleuchtet. Wir haben doch alle ein tolles Bett im Auto? Ich hab mir auf jeden Fall mein Bett bereit gemacht und so verbrachten wir die Nacht (mit ca. 30 Grad Außentemperatur) im Auto vor der Polizeistation. Momo versuchte bei so einem Kerl der Omelettes machte einen Schlafplatz zu kriegen was aber nicht klappte. Mir fiel dann ein das ich ja von Scholz noch eine Hängematte hatte, welche wir dann mit ein paar Gurten an zwei Bäumen befestigen damit Momo darin schlafen konnte.

Als wir dann beschlossen die Nacht hier zu verbringen mussten wir ja noch etwas essen. Da kam es grade recht das gleich nebenan ja einer war der Omelettes verkaufte. Also gabs Omelette zum Abendessen. War sehr lecker.

Omelette essen
Omelette essen

So endete dieser Horrortrip dann doch noch ganz gut, wenn auch verdammt spät.

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel

You Might Also Like

No Comments

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: