Afrika 2021 Reise

21. Rallyetag, Letzte Etappe, Kolda bis Bissau

1. November 2022
Eröffnung des Dschungels
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26. Mai, letze Etappe. Wir haben in dem Hotel Malahika in Kolda gut übernachtet und haben uns dann am Morgen viel Zeit gelassen. Geduscht, nochmal in den Pool gesprungen und die warmen Temperaturen genossen. Dabei haben wir diskutiert welche Route wir nun nehmen. Ob wir über die Straße fahren weiter über Ziguinchor in den westlichen Teil vom Senegal, wo wir im Endeffekt wieder auf die normale Westroute gestoßen wären. Oder ob wir über die Piste im Dschungel die Grenze nach Guinea-Bissau überqueren. Der Scholz meinte es gäbe drei verschiedene Routen durch den Dschungel, konnte aber nicht genau sagen welche Route welche wäre. Am Ende haben wir dann entschieden einfach dem Navi zu folgen und die Route durch den Dschungel gewählt. Der Weg sollte dann über den Ort Farim führen, an welchem eine kleine Fähre über einen Fluß führt. Laut den Aussagen von Scholz ist es wirklich eine ziemlich kleine Fähre wo immer nur ein Auto drauf passt. Das war jetzt also unsere geplante Route.

Route von Kolda nach Bissau:

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Feldweg Richtung Grenze Senegal - Guinea Bissau
Termitenhügel am Feldweg Richtung Grenze Senegal – Guinea Bissau

Kurz nach Kolda ging es dann links in einen unscheinbaren Feldweg rein, welcher aber verhältnismäßig gut in Ordnung war. Wir folgten dem Weg ca. 20 – 30 km als uns dann ein Militärposten stoppte. Die haben uns dann ziemlich lange aufgehalten, wollten natürlich alle unsere Pässe und Visa kontrollieren und unsere Einreisestempel checken. Und das wurde erst mal zum Problem. Denn es stellte sich heraus das bei uns allen der Einreisestempel praktisch nicht lesbar war. Ich und auch die anderen hatten nur den Umriss eines Stempels, quasi den Stempelrand als Kreis im Pass drin. Man konnte nicht erkennen um was für einen Stempel es sich handelte denn jegliche potentiell notwendigen Buchstaben oder Ziffern waren nicht vorhanden. Nach dem Ausschlußverfahren musste es aber der Einreisestempel von Diboli sein. Bei Scholz war gar nix da. Das sorgte natürlich für Probleme und Unbehagen gegenüber den Leuten von dem Militärposten und führte zu Diskussionen wo wir denn herkamen.

An dem Militärposten
An dem Militärposten

Der Hauptmann telefonierte dann mit seinem Chef und nachdem ich ein wenig französisch konnte musste ich natürlich für uns reden. Er drückte mir irgendwann das Telefon in die Hand und es stellte sich heraus das der Mann am anderen Ende recht gut deutsch sprach. So erklärte er mir die Situation und ich ihm unsere und er forderte uns auf Fotos von unseren Pässen und unseren Fahrzeugpapieren zu machen und ihm diese übers Handy zu schicken. Nach einer weiteren halben Stunde warten kam dann tatsächlich die Rückmeldung das alles in Ordnung sei und wir konnten den Posten passieren.

Nach ca. 2-3 km erreichten wir dann tatsächlich die Grenze vom Senegal nach Guinea Bissau. Ein kleines Dorf mit einigen Hütten und dem „Immigration Bureau“. Wir wurden dort recht herzlich empfangen und zwei Frauen in dem Immigration Bureau bearbeiteten unsere Pässe und Visa. Das alles verlief sehr harmonisch. Auch die Zolldokumente wurden für afrikanische Verhältnisse schnell bearbeitet. Am Ende machten wir dann sogar noch ein Foto mit allen darauf. Wo das allerdings verblieben ist, weiß ich nicht. Ich glaube wir haben das Foto mit einem Handy von denen gemacht.

Es ging also dann, nachdem ich noch ein paar Notizbücher an die Leute dort verschenkt hatte, recht bald wieder weiter. Die Vegetation änderte sich nun schlagartig. Aus der anfänglich niederen Buschvegetation wurden immer mehr höhere Bäume und die ersten Palmen standen am Wegesrand. Wir überquerten also nun den Bereich der Sahelzone in die tropische Region des afrikanischen Kontinents.

Etwa eine Stunde später auf nun schon etwas schlechteren Wegverhältnissen durch den sich öffnenden Dschungel kamen wir erneut an eine Kreuzung wo wieder ein Posten war. Hier hingen ein paar Schwarze rum die uns darauf hinwiesen das es hier geradeaus (unser eigentlicher geplanter Weg) nicht weiterging. Der Weg war auch durch ein Flatterband versperrt und sollte uns eigentlich zu der Fähre führen. Nach einiger Hand-und-Fuß-Diskussion wurde uns klar das wir einen Umweg fahren müssen und hier links abbiegen müssen. Der Scholz sprintete derweil schon mal vor…

Wir bogen also links ab und folgten dem Weg bis zur nächsten Kreuzung. Das Navi half uns nun auch nicht mehr so recht weiter, weil einfach nicht mehr alle Wege verzeichnet waren oder im Nirgendwo endeten. Wir konnten also nur vermuten das es hier rechts auch zu der Fähre runter ging. Es kamen dann noch zwei Mofafahrer vorbei die wir fragten aber die kein französisch sprachen und uns nicht weiter helfen konnten. Wir waren schon kurz davor hier auf gut Glück rechts abzubiegen als plötzlich ein ziemlich neuer Toyota aufkreuzte. Die Leute in dem Toyota waren offenbar recht gebildete Menschen, welche dem Aufkleber auf dem Toyota zu urteilen für eine Hilfsorganisation oder dergleichen arbeiteten und glücklicherweise französisch sprachen. So konnten wir dann grade noch rechtzeitig klären das es keinen Sinn macht hier rechts abzubiegen, weil die Fähre nämlich nicht fährt. Wir sollten ihnen einfach folgen, sie würden uns den Weg zeigen.

Wir sprangen also wieder in unsere Autos und fuhren dem Toyota hinterher. Diese machten sich aber offensichtlich einen Spaß daraus und wurden immer schneller. Wir mussten immer mehr Gas geben um ihnen hinterher zu kommen. Es staubte natürlich wieder wie wild und es war echt nicht einfach sie im Blickfeld zu behalten. Ich fiel dann auch noch weiter zurück weil ich doch abundzu mal ein Foto machen wollte. Das hieß das ich dann noch schneller fahren musste um die Gruppe wieder einzuholen. Es wurde langsam grenzwertig, denn es war zwar ein gut ausgebauter Sandweg, aber man kannte ihn ja nicht. Dazu kam das der Weg alle km eine betonierte Senke hatte, die scheinbar dazu diente bei Regen das Wasser darüber zu führen. Die Senken wurden immer ca. hundert Meter vorher durch ein Schild angekündigt, so das man auch bei der hohen Geschwindigkeit genug Zeit hatte sie in einem angemessenen Tempo zu durchqueren. Irgendwann hatte ich jedoch so ein Schild übersehen! Ich registrierte die Senke noch, hatte aber immer noch ca. 80 – 100 kmh drauf, legte eine Vollbremsung hin, aber es reichte nicht mehr. Ich schoß mit weit über 50 kmh in die Senke rein! Gottseidank waren diese Senken sehr langgezogen und es war eine Mulde mit einer verhältnismäßig schwachen Steigung. Insgesamt ca. 8 m lang. Aber es reichte das es brutal war! Mein Nissen brach durch diese Mulde und wurde förmlich hoch katapultiert. Ich bin mir sicher das Auto hob dabei ab und es krachte und schepperte das es nur so rauchte. Alles flog durcheinander und ich schaffte es gerade noch das Auto unter Kontrolle zu halten!

Ca. eine viertel Stunde später bemerkte ich plötzlich so ein komisches krachendes, schleifendes Geräusch. Alles Mögliche ging mir durch den Kopf, was könnte das sein? Irgendwas musste bei der Aktion kaputt gegangen sein. Ist eine Feder gebrochen? Ich konnte aber auch unmöglich anhalten, sonst würde ich den Anschluß zu den anderen komplett verlieren. Es ging also einfach weiter mit dem Risiko das doch irgendwas Gravierenderes ist und ich einen schweren Schaden provozierte der mich komplett zum liegenbleiben bringen könnte. Aber ich musste weiter fahren. So ging es dann noch ca. 40 km weiter durch den Dschungel, Gottseidank auf diesem gut ausgebauten Sandweg bis ich erneut zu einer Kreuzung kam wo dann die anderen alle schon warteten. Komischerweise kam der Scholz dann hinter mir an. Offensichtlich mussten wir uns irgendwo überholt haben, woran ich mich aber nicht mehr erinnern konnte. Auch er hatte wieder einen total heißen Motor und er und ich konnten nun endlich checken was mit unseren Karren ist.

Die Schwarzen waren recht amüsiert über die ganze Sache und haben sich dann verabschiedet und uns erklärt wie es weiter geht. Wir konnten unsere Schäden begutachten und ich musste feststellen das sich mein Auspuff verabschiedet hat. Die Halterung und auch der Flansch nach vorne ist gerissen und ich schnitt die Gummilager komplett durch und lud den Auspuff (den Endtopf) komplett ins Auto. Auch stellte ich fest das der linke hintere Dämpfer sich einen Weg durch die Verkleidung gebahnt hatte und auch die Karosserie an der Stelle brüchig wurde. Das wurde dann später im Almagui noch zur Gewissheit. Scholz füllte wieder literweise Wasser nach.

Nach einigem Beruhigen der Situation ging es dann weiter auf die Hauptstraße Richtung Bissau, durch einige Dörfer wo ich dann auch nochmal einige Klamotten verschenkte die ich noch dabei hatte. Es war eigentlich nicht mehr weit, noch ca. 60 km. Aber es sollte trotzdem noch den ganzen Tag dauern, denn nach ca. 20 km wurde aus der gut ausgebauten Straße die absolute Höllenstraße! Es war zwar die Hauptstraße nach Bissau rein (was eine Großstadt ist!), aber es war die absolut katastrophalste Straße die ich je gesehen hatte. Eine irgendwann mal geteerte, recht breite Straße, die aber übersät war mit tausenden von halbmeter tiefen Schlaglöchern. Im Prinzip war es nur noch ein Schlagloch nach dem anderen. Es waren alle Fahrzeuge unterwegs die man sich vorstellen konnte. Radfahrer, Rikschas, Autos, Taxis, Mopedfahrer, Fußgänger, LKWs, Eselskarren, Alles. Jeder fuhr kreuz und quer um den Schlaglöchern auszuweichen. Es bildete sich, wo es ging, eine Sandstraße neben der Teerstraße die angenehmer zu fahren war als die Teerstraße selbst mit ihren tausenden von Schlaglöchern. Für diese letzen 40 km haben wir eine Ewigkeit gebraucht, weil es einfach unmöglich war vernünftig auf dieser Straße zu fahren. Maximal im zweiten Gang, ständig den Schlaglöchern und entgegenkommenden, überholenden und zu überholenden Fahrzeugen ausweichend. Mal links, mal rechts, mal in der Mitte. Dazu wieder die mittlerweile tropische Hitze, der Staub und der Sand überall. Ich musste trotz kaputter Klimaanlage deswegen die Fenster wieder zumachen weil ich sonst keine Luft mehr von dem ganzen Staub bekam. Das hatte natürlich zur Folge das ich schwitzte wie ein Iltis und die Karre noch dreckiger wurde als sie eh schon war.

Als wir die Grenze zur Stadt Bissau passierten mussten wir dann auch noch eine Straßenbenutzungsgebühr zahlen!! Absolut krass, für so eine Straße auch noch eine Gebühr zu verlangen!

Irgendwann kamen wir tatsächlich am Almagui an. Robert ging dann nochmal verloren und ich machte mich auf die Suche nach ihm. Glücklicherweise ging unser Funk in diesem Fall auch über mehrere Kilometer und ich konnte ihn an dem großen Kreisverkehr einfangen.

Schlussendlich konnten wir dann bei einem Bier und bei einem Essen Abends das Erreichen unseres Ziels feiern. Da aber das Almagui ausgebucht war, durften wir auf Matratzen in der Rezeption übernachten, was für die nächsten Tage dann unsere Bleibe sein sollte bis wir all das organisatorische geregelt hatten das noch notwendig war.

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